manifest

Generative Thesen eines Roboters
2008/2017

manifest (2009)

In einem autonomen Prozess schreibt ein Industrieroboter Manifeste und verteilt sie an die Öffentlichkeit. Die Maschine steht vor einem Schreibpult, hält einen Stift in der Hand und bewegt ihn kontinuierlich über das Papier. Nach dem Schreibvorgang schneidet der Roboter das Blatt von der Papierrolle ab, so dass es auf den Boden fällt und das Publikum es mitnehmen kann.

manifest (2009) In der jüngsten Version der Installation von 2017 schreibt der Roboter Gesetzestexte für eine utopische Mensch-Maschine-Gesellschaft. Die Manifeste bestehen aus thesenartigen Sätzen, die der Roboter selbstständig generiert und niederschreibt. Dabei greift er auf einen Pool von Begriffen aus Ethik, Recht, Technik und Gesellschaft sowie auf eine Sammlung von Satzstrukturen aus juristischen und fiktiven Gesetzestexten zurück, die er algorithmisch kombiniert. Als Prototyp einer Roboter-Avantgarde mischt sich die Maschine kreativ in die Gesetzgebung einer zukünftigen Gesellschaft ein, in der Mensch und Maschine gleichberechtigte Subjekte des Rechtssystems sind.

In der Originalversion von „manifest“ aus dem Jahr 2008 schreibt der Roboter philosophische Thesen zur Mensch-Maschine-Gesellschaft. Dabei kombiniert er Begriffe aus Kunsttheorie und Philosophie mit Satzstrukturen aus historischen Manifesten in Kunst und Politik.

Statt einen einheitlichen Text mit einer propagandistischen Botschaft massenhaft zu vervielfältigen, produziert die Maschine nummerierte Unikate, jedes mit einer eigenen, individuellen Botschaft. Anders als der Mensch hat der Roboter weder eine angeborene Moral noch einen Willen zur Gerechtigkeit und ist daher frei in der Formulierung seiner Rechtshypothesen. Die Bedeutung der einzelnen Manifeste erschließt sich erst durch die Wahrnehmung des Menschen, der den Sinn der Aussagen instinktiv erfasst.

Der Begriff „Manifest“ (lat.manifestus, handgreiflich, offenbar, erwiesen) verweist auf die Verbindung der Handtätigkeit des Roboters (lat. manus, die Hand) mit dem feierlichen Akt (lat. festus, festlich, feierlich) der Proklamation.

Manifest Format: 500 x 315 mm (HxB)
Schreibdauer: rund 20 Minuten pro Manifest, je nach Textlänge
Anzahl bisher geschriebener Manifeste (Stand Ende 2024):
Philosophischer Manifeste: 37.776
Gesetzestexte: 7.182

„manifest“ 2019 in der Ausstellung „Open Codes“ im ZKM.
manifest (2009)
„manifest“ 2024 im Louisiana Museum of Modern Art in Humblebæk bei Kopenhagen (DK).
manifest (2009) manifest (2009)
manifest (2009)
Das philosophische Manifest Nr. 7202 vom 21.02.2009 in deutscher Sprache.
manifest (2009)
Das philosophische Manifest Nr. 22490 vom 12.01.2019 in englischer Sprache.
manifest (2009)
Das Gesetzestexte-Manifest Nr. 6899 vom 12.02.2009 in deutscher Sprache.